Ignatz Bubis - Laudator 1997

Ignatz Bubis im Gespräch mit Christoph Maria Fröhder
Ignatz Bubis (mitte) mit Christoph Maria Fröhder (rechts).

"Christoph Maria Fröhder, ein politischer Journalist, ein engagierter Journalist, der nie gescheut hat, auch als Journalist Partei zu ergreifen, der sich in seiner journalistischen Arbeit nicht nur, aber auch mit den Tätern beschäftigt hat, aber im Vordergrund auch immer die Opfer standen. Wir haben in den Filmen zuvor gesehen, wo er alles tätig war, von wo er alles engagiert berichtet hat, wenn auch vielleicht nicht immer ganz so, wie er es eigentlich wollte. Denn ich glaube schon, dass z.B. sein Engagement im Irak während des Golfkrieges, wo es ihm ein Anliegen war, weder die Propaganda der Irakis noch das amerikanische Material unbesehen zu übernehmen, er doch nicht hin und wider der irakischen Propaganda erlegen ist, denn eine völlige Freiheit bei den Zensoren im Regime von Saddam Hussein ist sicherlich nicht zu verachten gewesen. Aber das Engagement, dieser Versuch, dieses Risiko einzugehen in eine Zeit, wo das Regime Saddam Hussein vor Nichts zurückgeschreckt ist, aber vielleicht noch deutlicher in Kambodscha bei den Roten Kmer zu bleiben, wo Polpot hunderttausende von Menschen von seinen eigenen Landsleuten hat umbringen lassen, zu riskieren um dort zu bleiben, ist engagierter Journalismus par excellence.

Christoph Maria Fröhder will nicht als Kriegsberichterstatter gelten, aber es waren doch die Brennpunkte, die Brennpunkte der Kriege, gerechte Kriege gibt es ohnehin nicht, aber sein Engagement war es eben, die Ungerechtigkeiten aufzuzeigen. Und insofern hat er auch Recht, das Kriegsberichterstatten ist nicht sein Milieu gewesen. So ist auch hoch anzurechnen seine Arbeit in der Bundesrepublik, sei es, als es um deutsche Waffenexporte ging, sei es um wie im Falle trans-nuklear, wo nicht das kontaminiertes Material einfach mit Bestechungen nach Belgien gebracht wurde und doch dort offen abgelagert wurde und nicht zuletzt gerade in den letzten Tagen aufzeigen des Falles Fischmann, wo die Polizei und die Staatsanwaltschaft erhebliche Versäumnisse hat aufkommen lassen. Vielleicht wäre das Leben von Fischmann ohnehin nicht zu retten gewesen, aber dennoch wie spät, wie viel früher man auf diese Spuren hätten kommen, das zeichnet eben den engagierten Journalisten aus, der nicht aufgibt. Aber auch im Falle John. John war verurteilt und damit für die Öffentlichkeit ein erledigter Fall. Wer hat sich schon die Mühe gemacht, bis nach Moskau mit den Vernehmungsoffizieren zu sprechen, um auf diese Weise eine Rehabilitation von John durchzubekommen. Das zeichnet einen engagierten politischen Journalisten aus, der ungeachtet seine eigenen Gefahren, ungeachtet dessen, was auf ihn zukommen kann, sich in die Material hineinstürzt. Wir haben heute einen Mangel an solchen engagierten Journalisten und Reportern. Bei Christoph Maria Fröhder ist eine Mischung zwischen Reporter, zwischen Journalismus, wobei es in allen Fällen ein engagierter Journalismus war. Und da möchte ich Christoph Maria Fröhder zu dem zuerkannten Preis gratulieren. Denn es war ein Wirken im Sinne von Hajo Friedrichs."