Kurzbiografie

Porträt: Günter Gaus
Günter Gaus

1929
23. November: Günter Gaus wird in Braunschweig als Sohn eines Kaufmanns geboren.
Nach dem Abitur studiert er Geschichte und Germanistik an der Universität München, wird aber noch vor dem Studienabschluß als Journalist tätig.

1953-1965
Gaus arbeitet als politischer Redakteur bei der Wochenzeitschrift "Der Spiegel" (1958-1961) und der Tageszeitung "Süddeutsche Zeitung" (1961-1965), wo er vor allem durch seine Politiker-Porträts auf sich aufmerksam macht.

1955
Gaus heiratet Erika Butzengeiger. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor: Bettina (geb. 1956).

1963
10. April: Die erste Sendung seiner Interviewreihe "Zur Person - Porträts in Frage und Antwort" wird im Fernsehen ausgestrahlt. Sein erster Interviewpartner ist der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Gaus interviewt seitdem Prominente aus Politik, Wissenschaft und Kunst und wird mit dieser TV-Reihe berühmt.

1965
Gaus wird zum Programmdirektor und stellvertretenden Intendanten des Südwestfunks gewählt.
Mit der Veröffentlichung des Buches "Bonn ohne Regierung? Kanzlerregiment und Opposition" stellt sich Gaus als politischer Publizist vor.

1966
Gaus wird erster Moderator und Leiter des TV-Nachrichtenmagazins "report".
Veröffentlichung der Gesprächsaufzeichnungen mit Herbert Wehner unter dem Titel "Staatserhaltende Opposition oder hat die SPD recht?".

1969-1973
Gaus wechselt als Chefredakteur zum Spiegel und ist in dieser Zeit einer der wichtigsten journalistischen Befürworter der Neuen Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt.

1973
Bundeskanzler Brandt ernennt Gaus zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt.
Nach Inkrafttreten des Grundlagenvertrages wird Gaus zum Ständigen Vertreter der Bundesrepublik in der DDR ernannt. Zunächst besteht seine Hauptaufgabe darin, die deutsch-deutschen Gespräche über die Errichtung der Ständigen Vertretungen in Bonn bzw. Ost-Berlin mit dem stellvertretenden DDR-Außenminister Kurt Nier (geb. 1927) fortzuführen. 1974 kann das entsprechende Protokoll unterzeichnet werden.
Als "Chefunterhändler" der Bundesrepublik Deutschland handelt Gaus insgesamt 17 Abkommen mit der DDR aus, darunter die Verkehrsverträge über den Bau einer neuen Autobahn Berlin-Hamburg, den Ausbau des Teltow-Kanals Ende 1978 und die Pauschalierung der Straßennutzungsgebühren im innerdeutschen Reiseverkehr (1979).

1976
Eintritt in die SPD.

1981
Januar: Nachdem Gaus als Ständiger Vertreter der Bundesrepublik durch Klaus Bölling (geb. 1928) abgelöst worden ist, wird ihm das Amt des Wissenschaftssenators im neugebildeten Berliner Senat des Regierenden Bürgermeisters Hans-Jochen Vogel übertragen. Den Posten muß er allerdings nach den vorgezogenen Neuwahlen zum Abgeordnetenhaus und dem Wahlerfolg der CDU im Mai wieder abgeben.

seit 1981
Gaus widmet sich verstärkt journalistischen und publizistischen Aufgaben. In seinen Büchern beschäftigt er sich vor allem mit der Analyse der westdeutschen und der DDR-Gesellschaft.
Oktober: Der SPD-Vorsitzende Brandt beruft Gaus zum deutschland- und außenpolitischen Berater der Internationalen Kommission beim SPD-Vorstand.

1982
Der Film "Blick zurück - nach vorn", in dem Gaus seine persönlichen Erfahrungen in und mit der DDR thematisiert, wird im ZDF ausgestrahlt.

1983
Veröffentlichung der Schrift "Wo Deutschland liegt - Eine Ortsbestimmung", in der sich Gaus mit den von ihm beobachteten Lebensverhältnissen in der DDR auseinandersetzt.

1984
Beginn seiner neuen Interviewreihe im WDR unter dem Titel "Deutsche".
Veröffentlichung seiner Überlegungen zur Sicherheitspolitik in dem Buch "Deutschland und die Nato - Drei Reden".

1986
Veröffentlichung der Schrift "Die Welt der Westdeutschen. Kritische Betrachtungen", die den Versuch eines Psychogramms der westdeutschen Gesellschaft darstellt.

1988
Gaus wird mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

1989
Nach dem Fall der Mauer regt Gaus eine "Deutschland-Konferenz der vier Siegermächte" mit dem Ziel einer "zentraleuropäischen Konföderation", bestehend aus beiden deutschen Staaten, der CSFR und Ungarn, an, in der sich das deutsch-deutsche Verhältnis in Ruhe entwickeln könne.

1990
Gaus startet im DDR-Fernsehen eine neue Reihe seiner erfolgreichen, nun von Alexander Kluge produzierten Talkshow "Zur Person" mit Interviews bekannter politischer Persönlichkeiten der DDR, die er nach der Wiedervereinigung bei der ARD fortsetzt.
Mit der Erzählung "Wendewut" tritt Gaus zum ersten Mal literarisch hervor.
Mitherausgeber der linksorientierten Wochenzeitung "Freitag".
Veröffentlichung der Schrift "Deutsche Zwischentöne - Gesprächsporträts aus der DDR".

1991
Verleihung des Deutschen Kritikerpreises.
Januar- Juni: Mitglied im neugeschaffenen Rundfunkbeirat der fünf neuen Bundesländer.

1998
Veröffentlichung von "Kein einig Vaterland. Texte von 1991 bis 1998".

1998/99
Neuauflage und Erweiterung der Reihe "Zur Person" in bisher fünf Bänden. Darin werden Interviews mit Schriftstellern (Band 1), Ministerpräsidenten (Band 2), bildenden und darstellenden Künstlern (Band 3), Frauen (Band 4) und Zeugen der Geschichte (Band 5) wiedergegeben.

1999
18. August: Die im Laufe der Zeit entstandenen über 180 Interview-Portraits werden an das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn in Form einer Videodokumentation übergeben.

2001
Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis zusammen mit Alexander Kluge und Gerd Ruge

2004
14. Mai: Günter Gaus stirbt im Alter von 74 Jahren