Grußwort der Schirmherrin

Dr. Katrin Vernau
Dr. Katrin Vernau (Intendantin WDR)
(c) WDR/Annika Fußwinkel

Rede von WDR-Intendantin Dr. Katrin Vernau

"Liebe SANDRA MAISCHBERGER, lieber Mathias Werth, sehr geehrter Herr Prof. VOSSKUHLE, lieber Herr Rundfunkratsvorsitzender ZURBRÜGGEN, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Preisträgerinnen und Preisträger,  Herzlich willkommen hier beim WDR zur Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises!
Ich hoffe, Hanns-Joachim Friedrichs würde mir gestatten, heute nicht mit ihm, sondern mit einem Zitat von Hannah Ahrendt einzusteigen – die genau heute vor 50 Jahren gestorben ist. •  Sie hat gesagt, Zitat: „Ein Volk, dass nichts mehr glauben kann, kann sich zu nichts entschließen. Ihm wird nicht nur die Fähigkeit geraubt, zu handeln, sondern auch die Fähigkeit, zu denken und zu urteilen. Mit so einem Volk kann man machen, was man will."

Und darum freuen wir uns als WDR, heute Gastgeber des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises zu sein. Denn dieser Preis feiert den Journalismus. Den Journalismus, der Menschen durch umfassende, ausgewogene und glaubwürdige Information befähigt, zu denken, zu urteilen und zu handeln. Den Journalismus, der die Bürgerinnen und Bürger befähigt, sich im besten Wortsinne, ihre eigene Meinung zu bilden – und sie damit zu selbstbestimmen Bürgern unserer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft macht.

Darum ist es gerade in der heutigen Situation wichtig, dass wir herausragende journalistische Leistungen sichtbar machen und ehren.

Dieser Journalismus findet unter zunehmend schwierigen Bedingungen statt. Reporter ohne Grenzen, die heute ja selbst einen Preis bei dieser Verleihung erhalten, schreiben zum Jahr 2025: „die weltweite Lage der Pressefreiheit ist auf einem historischen Tiefstand. In 90 von 180 beobachteten Ländern ist die Situation für Medienschaffende „schwierig“ oder „sehr ernst“.“ Die Situation wird von Reporter ohne Grenzen so gesehen, dass auch in Deutschland die Ampel der Pressefreiheit nicht mehr auf einem tiefen grün, sondern auf zartem gelb steht. Weltweit wurden im letzten Jahr 58 Reporter getötet, 197 verhaftet, 10 entführt und 4 vermisst.

Gleichzeitig ist der Journalismus aber auch unter Druck, weil er in zunehmender Konkurrenz mit anderen Medieninhalten um die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer steht. Umso mehr, weil seriöser Journalismus in der algorithmisierten Plattformwelt einen    strukturellen Nachteil hat, weil er eben nicht auf Empörung, Hass, Wut und Polarisierung setzt. Einfacher ausgedrückt: Wir laufen Gefahr, dass guter Journalismus im Lärm untergeht. •  Lärm scheint das Mittel der Wahl zu sein, wenn es darum geht, Reichweite zu generieren. In unserer Aufmerksamkeitsökonomie, die eigentlich schon zur Empörungsökonomie geworden ist, überbieten sich die Absenderinnen und Absender bei Emotionalität und Zuspitzung.

Hanns-Joachim Friedrichs hat uns aber ein anderes Motto für die journalistische Arbeit mitgegeben: „To inform and to enlighten“ - dieser Wahlspruch hat sich Friedrichs in seiner Zeit beim deutschen Dienst der BBC eingebrannt.

Das waren für ihn die wichtigsten Aufgaben von Journalismus. Und ich mag das zweite Wort darin besonders: “enlighten”– „erhellen, erleuchten“. Ich mag es deshalb, weil es unsere Aufgabe vom Lärm abgrenzt. Wir sollen nicht auf maximale Lautstärke setzen, sondern erhellen, Licht ins Dunkel bringen.

In einer polarisierten Zeit, in der autoritäre Systeme auf dem Vormarsch sind, wird die Bedeutung von Journalismus für die liberale Demokratie immer größer. Democracy dies in darkness – und dieser Dunkelheit wollen wir mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ein Licht entgegen setzen.

Deswegen ist es genau heute der richtige Zeitpunkt, um herausragende journalistische Arbeit zu ehren und zum Leuchten zu bringen.

Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir noch zweierlei: Zum Einen möchte ich die Gelegenheit noch nutzen, um den Preisträgerinnen und Preisträgern des heutigen Abends persönlich vorab zu gratulieren:  •  Danke! •  Danke dafür, dass Sie auch unter schwierigen Bedingungen, egal wie heftig Sie im Wind stehen oder sich sogar persönlicher Diffamierung ausgesetzt sehen, einfach professionell weiter Ihre journalistische Arbeit tun. Dafür danke ich Ihnen persönlich aber auch im Namen des WDR - und ich ziehe meinen Hut!    

Und zu guter Letzt möchte ich mich herzlich bei allen bedanken, die diese Preisverleihung überhaupt ermöglichen: beim Trägerverein des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises, insbesondere der erfahrenen und unabhängigen Jury bei unserer Redaktion und bei allen Journalistinnen und Journalisten, deren Arbeit diesem Preis seine Bedeutung gibt.

Vielen Dank für Ihr Herzblut und Ihre Leidenschaft, und viel Freude heute Abend beim Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis."